Unser heutiges Gemeindezentrum ist mindestens die zweite Kirche in Hellersdorf.
Die erste Kirche, von der wir wissen, wurde bei den Bauarbeiten für das Neubaugebiet gefunden. Wenn Sie südlich der U-Bahn-Station Cottbusser Platz (also auf der Seite des Gemeindezentrums) auf einen Hügel steigen, sehen Sie oben die durch Eckstelen markierten Umrisse der früheren Kirche. An der Stelle des Altars liegt heute ein großer Stein.
Auf den Stufen der hinaufführenden Treppe sind frühere Schreibungen des Namens Hellersdorf zu lesen. Um die Kirche herum wurden auch Gräber und allerlei Haushaltsgegenstände gefunden. Davon berichten die Texte und Abbildungen auf den Stelen.
Seit 1985 wuchs das Neubaugebiet Berlin-Hellersdorf zusehends. Immer mehr Menschen zogen hierher, auch viele Christen. Pfarrer Hartmut Wittig wurde von der Kirchenleitung damit beauftragt, hier eine Gemeinde aufzubauen. Anfangs bestand die meiste Arbeit darin, viele Besuche zu machen, um die Gemeinde zu sammeln. Zahlreiche Hauskreise wurden gegründet, die ersten Treffpunkte für Gemeindeglieder.
Zum 1.1.1987 beschloss die Kirchenleitung die Gründung unserer Kirchengemeinde. Die Gemeindegrenzen wurden festgelegt und eine Pfarrstelle eingerichtet. Am Anfang feierten wir mit der Kaulsdorfer Gemeinde in ihrer Dorfkirche gemeinsame Gottesdienste.
Für unsere Gemeindearbeit standen uns in einer Neubauwohnung nur zwei kleine Räume zur Verfügung. Dort traf man sich zur Christenlehre, zum Konfirmandenunterricht, zur Seniorenarbeit und vielem mehr. Der Chor übte in einer Privatwohnung.
Das konnte auf die Dauer keine Lösung sein. Doch eine Kirche oder ein Gemeindezentrum war für den seit 1985 entstehenden sozialistischen Stadtbezirk weder vorgesehen noch erwünscht. Trotzdem kam es zu Verhandlungen zwischen der Kirchenleitung und dem Magistrat von Ost-Berlin. In der Folge wurde der Bau unseres Gemeindezentrums in das Sonderbauprogramm aufgenommen, das auf Grund einer Vereinbarung zwischen den Evangelischen Kirchen der DDR und der DDR-Regierung möglich wurde.
Diese Bauten für Kirche und Diakonie finanzierten die westdeutschen Kirchen und verschafften der DDR damit dringend benötigte Devisen. Es war typisch für die damalige Situation, dass die ja schon existierende Gemeindeleitung immer erst zuletzt in die Entscheidungen einbezogen wurde. Sowohl über den Standort des Gemeindezentrums als auch über viele Einzelheiten wurde „oben“ entschieden.
Neue Schwierigkeiten entstanden, weil der geplante Baubeginn genau mit dem Ende der DDR zusammenfiel. Nun hieß es, neu zu berechnen und zu planen. Die Hoffnung auf einen günstigeren Standort und ein größeres Haus sowie verschiedene Architekturvorschläge zerschlugen sich. Es wäre dafür eine völlige Neuplanung nötig gewesen, was alles sehr in die Länge gezogen und viel mehr Geld gekostet hätte. Daher stimmte die Gemeindeleitung den bisherigen Plänen zu. Und nun ging alles sehr schnell: Am 1.8.1990 war der Baubeginn, am 9.10.1990 die Grundsteinlegung, am 10.4.1991 das Richtfest und am 13.10.1991 wurde mit 500 Gemeindegliedern und Gästen die Einweihung gefeiert.
Text: Regina Hirth (2011)
leicht gekürzt und angepasst 2020